Flutpolder als Teil des Hochwasserschutzkonzeptes Bayern

Weitergehender Hochwasserschutz

An der Donau sind in den vergangenen Jahren sehr große Hochwasserereignisse aufgetreten. Deichbrüche in Neustadt (HW Pfingsten 1999) und in Deggendorf-Fischerdorf bzw. Niederalteich (HW Juni 2013) haben Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Um diese Gefahren für Leib und Leben sowie Hab und Gut in Zukunft zu vermeiden, hat der Freistaat Bayern das Hochwasserschutzkonzept "Aktionsprogramm 2020plus" als konsequente Fortführung des "Aktionsprogramms 2020" erarbeitet. Dabei weist das Aktionsprogramms 2020plus folgende Maßnahmenfelder aus:

1. Natürlicher Rückhalt

Durch Förderung des Rückhalts in der Fläche sowie an Gewässern und in Auen kann ein Hochwasser bereits bei der Entstehung reduziert werden.

Maßnahmen in der Fläche

Förderung der Versickerungsfähigkeit des Bodens.

Maßnahmen an Gewässern:

Renaturierung von Gewässern und Auen sowie Reaktivierung natürlicher Rückhalteräume.

2. Technischer Hochwasserschutz

Besonders bei extremen Hochwasserereignissen reicht der natürliche Rückhalt nicht mehr aus, da der Boden übersättigt ist und natürliche Retentionsräume ausgereizt sind. Dabei gibt es drei verschiedene Möglichkeiten technischen Hochwasserschutz durchzuführen:

Zurückhalten

Das Wasser wird oberhalb der zu schützenden Bereiche zurückgehalten, wodurch die Spitze des Hochwasserabflusses reduziert wird. Mögliche Maßnahmen: Talsperren, Hochwasserrückhaltebecken, Flutpolder

Durchleiten

Im zu schützenden Bereich wird der Fluss so verändert, dass mehr Wasser durchfließen kann, bevor es zu Ausuferungen kommt. Dies kann durch Erhöhung der Ufer mit Deichen oder Mauern geschehen. Dabei ist zu beachten, dass es für Unterlieger nicht zu einer Abflussverschärfung kommt. Das Problem darf nicht verlagert werden.

Umleiten

Ein Teil des Hochwassers wird in einer sogenannten Flutmulde um den zu schützenden Bereich herum geleitet.

3. Hochwasservorsorge

Als Ergänzung zum natürlichen Rückhalt und technischen Maßnahmen können Schäden durch gezielte Vorsorge vermieden werden.

Flächenvorsorge

Freihalten gefährdeter Gebiete von Bebauung.

Bauvorsorge

Angepasste Bauweisen und bauliche Schutzvorkehrungen zur Verringerung möglicher Schäden.

Risikovorsorge

Vorsorge für den "Fall der Fälle", z.B. durch Versicherungen, zielgerichtete Einsatz- und Katastrophenpläne

Jedes dieser Maßnahmenfelder hat eine unterschiedliche Wirkungsweise und einen unterschiedlichen Wirkungsgrad. Für einen optimalen Hochwasserschutz ist jedoch das Zusammenspiel aller Maßnahmenfelder notwendig. Während der natürliche Rückhalt eher bei kleinen, häufigen Hochwasserereignissen wirksam ist, kommen technische Maßnahmen wie Flutpolder bei sehr großen, seltenen Hochwasserereignissen zum Einsatz. Die einzelnen Maßnahmen können sich nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Ein gewisses Hochwasser-Restrisiko verbleibt auch dann noch.

Kofinanzierung

Logos BMEL und BMU Mit Mitteln aus dem Sonderrahmenplan "Maßnahmen des präventiven Hochwasserschutzes" der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes zur Umsetzung des Nationalen Hochwasserschutzprogramms (NHWSP)