Flutpolder - Funktionsweise

Ein Flutpolder ist ein von Deichen umgebenes Gebiet in der Nähe von Fließgewässern. Flutpolder sind spezielle Rückhalteräume, in die bei sehr großen Hochwasserereignissen gezielt Wasser eingeleitet wird.

 Bestandteile eines Flutpolders © STMUV Bild vergrössern Bestandteile eines Flutpolders © StMUV

 

Die wesentlichen Teile eines Flutpolders sind:
  • ein Einlaufbauwerk, mit dem aus einem Fluss Wasser in den Rückhalteraum geleitet wird
  • der eigentliche Rückhalteraum, begrenzt durch einen Trenndeich zum Fluss und je nach Bedarf zusätzliche Binnendeiche zum Hinterland
  • ein Auslaufbauwerk, mit dem das Wasser nach Ablauf des Hochwassers wieder in den Fluss zurück geleitet werden kann

Das bringt ein Flutpolder

Flutpolder dienen dazu, bei sehr großen Hochwasserereignissen den Spitzenabfluss durch gezieltes Fluten eines Rückhaltebeckens zu senken und damit das Schadensrisiko in den unterliegenden Gebieten zu reduzieren.

Wie wirkt ein Flutpolder?

Bei einem gesteuerten Flutpolder kann der Rückhalteraum ab einem bestimmten Zeitpunkt des Hochwasserverlaufs gefüllt und so das verfügbare Rückhaltevolumen optimal eingesetzt werden.
Flutpolder sind hocheffektive Maßnahmen im Umgang mit sehr großen Hochwasser-ereignissen. Durch das Öffnen des Einlassbauwerks wird der Rückhalteraum gefüllt und so die Spitze des Abflusses gekappt.
Das Hochwasserrisiko für die Unterlieger wird dadurch reduziert.
Dies zeigt sich in der Animation "Wie wirkt ein gesteuerter Flutpolder?".

Wann wirkt ein Flutpolder?

Flutpolder kommen bei extremen Hochwasserereignissen zum Einsatz, wenn die Möglichkeiten natürlicher Rückhalte-flächen und anderer technischer Hochwasserschutzmaßnahmen wie Deichrückverlegungen oder Staustufen ausgeschöpft sind.

Sie ergänzen den natürlichen Rückhalt und den örtlichen, technischen Hochwasser-schutz bei diesen sehr großen Hochwasser-ereignissen (Überlastfall). Dadurch verringern sie das Restrisiko (z.B. Deichbruch) in den dort geschützten sowie den unterliegenden Bebauungen.


Flutpolder können einen Rückhalteraum sehr effektiv ausnutzen und bieten somit im Überlastfall Schutz für die unterliegenden Gemeinden und Städte.
Wie und wann ein Flutpolder genau geflutet wird, ist in seiner Genehmigung (Planfeststellungsbeschluss) detailliert festgelegt.

Wieso Flutpolder bei uns?

Die gesamte bayerische Donau wurde auf mögliche Flutpolderstandorte untersucht. An der Donau stehen nur noch wenige Flächen zur Verfügung, die sich als Flutpolderstandorte eignen. Insgesamt wurden an der Donau in umfangreichen Studien der Technischen Universität München zwölf mögliche Flutpolderstandorte identifiziert und ihre Wirksamkeit untersucht. In den unten gezeigten drei Abschnitten wurde bei optimaler Steuerung jeweils eine Abflussreduzierung von rund 10 % für die direkten Unterlieger errechnet.

Im obersten bayerischen Donauabschnitt zwischen Iller- und Lechmündung konnten fünf prinzipiell geeignete potentielle Flutpolderstandorte (Leipheim, Dillingen, Steinheim, Höchstädt-Blindheim und Schwenningen-Tapfheim) mit einem Retentionsvolumen von insgesamt rund 48 Mio. m3 ermittelt werden. Im nachfolgenden Abschnitt bis zur Naab-/Regenmündung sind neben den Standorten Riedensheim und Katzau die Standorte Bertoldsheim und Großmehring mit insgesamt rund 29 Mio. m3 und zwischen Regenmündung und Straubing neben dem Standort Öberauer Schleife die beiden Flutpolderstandorte Wörthhof und Eltheim mit insgesamt rund 32 Mio. m3 geeignet.

Standorte

Im Donauabschnitt zwischen Regensburg und Deggendorf werden aktuell mit Eltheim, Wörthhof und der Öberauer Schleife drei potenzielle Flutpolder-Standorte untersucht, von denen die unterstrom liegenden Städte Straubing und Deggendorf profitieren sollen.

Das Vorhaben ist Teil des Nationalen Hochwasserschutzprogramms des Bundes.

Eltheim

Der Planungsumgriff des Standortes Eltheim erstreckt sich von Eltheim im Westen bis zur Staatsstraße 2146 im Osten und bis zur Ortschaft Altach im Norden. Das Areal umfasst eine Fläche von ca. 620 ha und kann bis zu 16 Millionen m3 Wasser zurückhalten.

Innerhalb des Planungsumgriffs liegen einzelne landwirtschaftliche Gebäude sowie eine circa 3,5 Hektar große Solaranlage.

Nutzungen: Der Großteil der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt, lediglich ein Prozent der Fläche sind kartierte Biotope.

Wörthhof

Der Planungsumgriff des Flutpolders Wörthhof zieht sich von Kiefenholz im Westen bis zur Alten Donau im Westen und wird im Norden von Oberachdorf abgegrenzt. Das Areal umfasst eine Fläche von ca. 830 ha und kann bei einem sehr großen Hochwasserereignis ca. 16 Millionen m3 Wasser zurückhalten.

Innerhalb des Planungsumgriffs liegen mehrere landwirtschaftliche Hofstellen.

Nutzungen: Etwa 90% der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, 10% der Fläche stehen unter Naturschutz (Natur – bzw. Landschaftsschutzgebiet, FFH-Gebiet, Vogelschutzgebiet).

Das Wasserschutzgebiet "Giffa" grenzt an den Planungsumgriff an. Die Sicherheit der Trinkwasserversorgung muss sichergestellt bleiben.

Kofinanzierung

Logos BMEL und BMU Mit Mitteln aus dem Sonderrahmenplan "Maßnahmen des präventiven Hochwasserschutzes" der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes zur Umsetzung des Nationalen Hochwasserschutzprogramms (NHWSP)