Hochwasserschutz Sinzing

Der Freistaat Bayern baute mit der Gemeinde Sinzing

Der Ort Sinzing liegt etwas oberhalb der Stadt Regensburg an der Donau. Mit dem abgeschlossenen Hochwasserschutzprojekt ist Sinzing vor einem 100-jährlichen Donauhochwasser geschützt. Die Gemeinde hat die verantwortungsvolle Aufgabe der Bauunterhaltung insbesondere von 600 m² Dammbalken übernommen. Die Schutzeinrichtung konnte sich bereits beim Januarhochwasser 2011 erfolgreich bewähren.

Das Hochwasserschutzkonzept

Mit den abgeschlossenen Maßnahmen zum Hochwasserschutz ist Sinzing gegen ein 100jährliches Donauhochwasser gewappnet. Die geschützte Fläche beträgt etwa 10 Hektar. Darin befindet sich die bestehende Bebauung, also Wohn- und Geschäftshäuser, sowie Gewerbebetriebe mit etwa 50 Arbeitsplätzen.
Die Schutzeindeichung verläuft nahe entlang der vorhandenen Bebauung, um den Vorgaben der Wassergesetze (Erhalt des Retentionsraumes) zu entsprechen. Schutzdeiche und- Mauern bewahren den Ort vor Hochwasser.
An städtebaulich sensiblen Stellen werden zusätzlich mobile Hochwasserschutzelemente eingesetzt, um die dauerhaften Eingriffe in das Landschafts- und Ortsbild zu minimieren. Insgesamt kommen 600m² Dammbalken zum Einsatz, die in einer neuen Lagerhalle aufbewahrt werden.
Zur Aufrechterhaltung der Binnenentwässerung sind zwei Schöpfwerke mit Pumpleistungen von 800 l/s bzw. 650 l/s im Einsatz. Die technischen Bauwerke erforderten einen ökologischen Ausgleich in Form von Abgrabungen und neuen Wasserflächen entlang der Donau.

Der Spatenstich

Am 7. Mai 2010 erfolgte der so lange ersehnten feierliche Spatenstich (v.l.n.r.).

Wolf-Dieter Rogowsky (Behördenleiter Wasserwirtschaftsamt Regensburg)
Franz Leutgäb (Fa. Guggenberger)
Sylvia Stierstorfer (Landtagsabgeordnete)
Herbert Mirbeth (Landrat Landkreis Regensburg)
Brigitta Brunner (Regierungspräsidentin)
Patrick Grossmann (1. Bürgermeister Sinzing)
Gerhard Bortner (Planer)

Bilder Bauphase

Errichtung der Winkelstützmauer November 2010 Bild vergrössern Errichtung der Winkelstützmauer November 2010

Feierliche Einweihung

Mit dem Satz „Die Zeiten sind vorbei, wo die Anlieger in Angst vor Hochwasser leben mussten.“ charakterisierte Staatsminister Dr. Marcel Huber das vollendete Bollwerk gegen Hochwasser der Donau kurz oberhalb von Regensburg. Ergänzend fügte er bei der Einweihung am 30. April 2012 hinzu, dass der staatliche Hochwasserschutz für die Sinzinger Feuerwehr auch das Ende der Sandsack-Füllzeit bedeutet. Minister Huber belies es nicht allein beim Festreden mit umfangreichem Lob an die Beteiligten, sondern legte persönlich Hand mit an, als es darum ging, einige Mobile Dammbalken demonstrativ an einer Donauzufahrt einzu-bauen. Damit wurde zugleich untermauert, wie leicht der Mobile Hochwasserschutz aufgestellt werden kann.

Das Sechs-Millionen-Euro-Projekt erhielt den kirchlichen Segen von Pfarrer Bernhard Reber und Dr. Manfred Müller. Landrat Herbert Mirbeth erinnerte an das große Pfingsthochwasser vom 24. Mai 1999 mit einer Jährlichkeit von HQ50, bei dem er die leidgeprüften Anlieger in Gummistiefeln und Zillen fahrend auf der Donaustraße erlebte. Aus der Sicht der Gemeinde stellte Bürgermeister Patrick Grossmann fest, dass die Hochwasserschutzanlage heute so dasteht, als wäre sie schon immer hier gewesen. Er unterstrich damit die homogene Einbindung der bis zu 4,0 m hohen Schutzmauern in das ländliche Dorfgefüge direkt an der Donau. Der umfangreiche Einsatz von Dammbalken in Verbindung mit mauergestalterischen Maßnahmen hat den Ort vor einer burgähnlichen Schutzanlage bewahrt.

Alfons Lerch erklärt anhand der Plakate die baulichen Maßnahmen Bild vergrössern Alfons Lerch, Abteilungsleiter am WWA Regensburg erläuterte die baulichen Maßnahmen

Bewährungsprobe bereits bestanden

Bereits im Januar 2011 konnte das damals noch unfertige Bauwerk ein kleineres Hochwasser abhalten. Dies war nur möglich, weil die Baufirma Guggenberger auf Drängen des Wasserwirtschafts-
amtes und der Gemeinde im Dezember 2010 trotz sehr wiedriger Witterungsverhältnisse es noch schaffte, die letzten Betonierabschnitte entlang der Donau fertigzustellen, bevor die Baustelle winterfest gemacht wurde. Außerdem leistete das Bauunternehmen beim Hochwasser wichtige Hilfe durch provisorische Baggerarbeiten und durch den Einsatz von schweren Pumpen. Die Anlieger waren außer sich vor Freude über das erste Hochwasser ohne größere Beeinträchtigung.
Erst im September 2011 baute die Gemeinde in einer Trockenübung die vollständigen Dammbalken auf. Mit Hilfe von 20 Einsatzkräften aus Freiwilliger Feuewehr und Bauhof konnten 600 m2 Dammbalken innerhalb von 8 Stunden fachgerecht aufgebault werden. Die Übung hat gezeigt, dass im Hochwasserfall ausreichend Zeit und Personal zur Verfügung steht, um die teils mobile Schutzmauer komplett hochzuziehen.

Mühsamer Planungsverlauf

Als Teil des natürlichen Wasserkreislaufs brachte die Donau in Sinzing schon immer Überschwemmungen. Durch den Bau des Main-Donau-Kanals wurde vor vielen Jahrzehnten kurz unterhalb von Sinzing in Regensburg die Staustufe Pfaffenstein errichtet und die Bevölkerung im Glauben gelassen, dass damit keine Hochwassergefahren mehr existieren. Dies war beim Pfingsthochwasser 1999 widerlegt. Seit 2000 hat das Wasserwirtschaftsamt erste Möglichkeiten zum Hochwasserschutz untersucht. Es gab bald viele Befürworter, aber auch nicht wenige Gegner. Die Planungen mussten mehrfach überarbeitet werden. Der wasserrechtliche Planfeststellungsbescheid des Landratsamtes Regensburg wurde umgehend mit zwei Klagen vor dem Verwaltungsgericht angefochten. Das VG Regensburg wies beide Klagen wegen Unbegründetheit zurück. Schließlich wurde eine Sammelklage zur Berufung an den VGH in München gereicht, bis dort am 31.08.2009 die Abweisung erfolgte. Erst seither bestand Planungssicherheit für die Regensburger Wasserwirtschaftler zum Baubeginn. Außerdem wurden die Gerichtsbarkeiten der Bayerischen und der Bundes-Verfassung angerufen, um durch den Hochwasserschutz Bauland im Überschwemmungsgebiet zu erlangen.

Technische Daten

Bauumfang
ca. 650 m Hochwasserschutzdeich, Deichhöhe bis 3,00 m
ca. 720 m Hochwasserschutzmauern, Höhe bis 4,00 m
ca. 180 m Hochwasserschutzmauer auf Spundwand
600 m² Mobile Hochwasserschutzelemente
2 Schöpfwerke mit Pumpleistungen von 800 l/s bzw. 650 l/s bei einer Förderhöhe von bis zu 5,00 m
1 Lagerhalle für Dammbalken mit 500 m³ umbautem Raum
4 Schieberbauwerke
ca. 1200 lfm Deichhinterwege
ca. 2000 m Dränage/ Rohrleitungen DN 200 bis DN 800
1 Fischaufstiegshilfe
2,7 ha Retentionsraumgewinnung mit Ökoausgleich

Planung und Ausführung

Planung Ausführung
Bauoberleitung Wasserwirtschaftsamt Regensburg
Planung/
Örtliche Bauüberwachung
Dr. Blasy - Dr. Overland, Eching
Sicherheits- u. Gesundheitsschutzkoordinator Ing.-Büro Weindl, Cham
Bauausführung Firma Guggenberger, Mangolding
Ausführung M+E Technik Firma WILO EMU GmbH, Roth
Mobile Elemente Firma IBS, Thierhaupten

Finanzierung

Die Gesamtkosten der Maßnahme einschließlich Vorplanung und Grunderwerb belaufen sich auf ca. 6,0 Mio. €. Der Freistaat Bayern übernimmt als Bauherr 62% der Kosten. Die Gemeinde ist mit 38 % beteiligt. Außerdem wird das Projekt mit Mitteln der Europäischen Union kofinanziert. Programm EFRE 2007-2013, Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (RWB). Die Gemeinde hat einen Teil ihres Beteiligtenbeitrages auf die betroffenen Anlieger umgelegt.

Kosten

6,0 Mio. €

Bauablauf

Das Projekt konnte in weniger als zwei Jahren baulich umgesetzt werden, obwohl viele unerwartete Hemmnisse auftraten, wie z. B. nicht tragfähiger oder felsiger Untergrund an falscher Stelle. Bauzeit: Mai 2010 bis April 2012

Ansprechpartner

Alfons Lerch